Dieses Wochenende ist mir ein besonders seltener Fund auf einem Antikmarkt gelungen.
Das Gefühl ein seltenes Schmuckstück zu finden, kann außerordentlich befriedigend, ja sogar regelrecht aufregend sein. Es löst ein Gefühl der Freude und des Glücks aus, insbesondere wenn man sich, so wie ich, schon sehr lange Zeit mit der Suche nach solchen Schmuckstücken befasst hat und leider nur allzu oft enttäuscht und ohne Fund nach Hause zurückkehren muss.
Dass das Schmuckstück, welches da nun vor mir lag, aus der Hand eines erfahrenen Designers stammen muss, war mir aufgrund der spektakulären und künstlerisch anspruchsvollen Gestaltung sofort klar. Durch die auf der Rückseite offen gefassten Cabochons im satt blauem Saphir-Stil, die ebenfalls blauen und präzise geschliffenen Baguettesteine in einer Kanalfassung, bei der Edelsteine oder wie hier Kristalle zwischen zwei Schienen aus Metall dicht an dicht hintereinander gesetzt werden, und die weiß funkelnden diamantähnlichen Strasssteine in einer Pavé-Fassung, einer Fassungsart, bei der kleine gleichgeformte Edelsteine dicht an dicht wie kleine "Pflastersteine" (frz. pavé) aneinandergesetzt werden, sodass das Schmuckstück von Steinen geradezu übersät zu sein scheint und vom Trägermetall fast nichts mehr zu sehen ist, ließ und lässt sich die Halskette von einem echten Schmuckstück auf den ersten Blick kaum unterscheiden.
Ja, dieses Schmuckstück war und ist für mich ein eindrücklicher Beweis für die meisterliche Schmuckkunst im Bereich des Designer- und Modeschmucks. Es muss mit genauso viel Geschick, genauso vielen Arbeitsschritten und genauso viel Zeit bei der Fertigung vorgegangen werden wie bei der Herstellung eines echten Schmuckstückes. Aber welcher Designer bzw. Hersteller steckt nun hinter diesem außergewöhnlichen Schmuckstück? Auf der Rückseite entdeckte ich eine Marke mit den stilisierten Buchstaben SC. Eine Marke, mit der ich erst einmal nichts anfangen konnte.
Der Edelstein-Look der 1980er Jahre
Aufgrund des Designs des Schmuckstückes war für mich lediglich klar, dass es sich um ein Stück aus den 1980er Jahren handeln musste. Denn gerade in den 1980er Jahren war opulenter Schmuck im farbigen Edelstein-Look sehr beliebt. Er war integraler Bestandteil einer Ära, die sich insgesamt durch besonders mutige, große und auffällige Mode- und Schmucktrends auszeichnete und damit den Zeitgeist dieser Stilepoche deutlich widerspiegelte. Leuchtende Farbedelsteine wie Saphire, Rubine, Smaragde, Amethyste und Citrine fanden bei der Herstellung der auffälligen Schmuckstücke vielfach Verwendung.
Aber nun zurück zu der geheimnisvollen Marke mit den stilisierten Buchstaben SC und der Frage, wer hinter der Herstellung der wunderschönen Halskette steckt, die ich so unverhofft auf einem Antikmarkt in Berlin entdeckt hatte. Des Rätsels Lösung brachte mir eine Freundin, die schon nach einer Stunde herausgefunden hatte, woran ich zuvor kläglich gescheitert war. Es stellte sich heraus, dass das SC, für mich wirklich überraschend und natürlich ausgesprochen erfreulich, für "Swarovski Crystals" steht und eine frühe Marke der legendären Kristall-Manufaktur Swarovski ist. Vor Einführung der berühmten Schwanmarke und somit bis zum Jahr 1988 fand die SC-Marke hier in Europa ihre Verwendung. Parallel dazu wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika, genauer gesagt zwischen den Jahren 1976 und 1988, die etwas bekanntere Marke "S.A.L." verwendet, eine Abkürzung die für den Terminus "Swarovski Amerika Ltd" steht.
Swarovski Crystal Logo 1976- 1988
Aber egal ob hier in Europa oder in den USA: Der Swarovski-Schmuck dieser Zeit zeichnete sich genau durch die Opulenz und Farbigkeit aus, die dem 1980er Zeitgeist entsprach, nur dass es sich bei den Swarovski-Kristallen eben nicht um echte Edelsteine handelte, sondern um präzise geschliffenes Kristallglas. Swarovski war zu diesem Zeitpunkt seit bereits fast 100 Jahren die Firma, die die Schmuck- und Modegeschichte stark beeinflusste, wenn nicht gar revolutionierte. Echte Edelsteine konnten von Swarovski täuschend echt imitiert werden, sie waren aber natürlich längst nicht so teuer. Damit machte Swarovski wunderschöne und sorgfältig gestaltete Schmuckstücke nicht nur einer kleinen und reichen Oberschicht, sondern eben auch der breiten Masse zugänglich, die von dieser Möglichkeit auch stürmisch Gebrauch machte.
Swarovskis als Kristall-Lieferant
Berühmte Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich, Marylin Monroe oder Elisabeth Taylor trugen Schmuckstücke, die mit Swarovski-Kristallen gefertigt waren, und machten die Firma Swarovski weltberühmt. Allerdings handelte es sich bei diesen Schmuckstücken nicht um solche, die von der Firma Swarovski selbst designt oder produziert wurden. Es waren andere berühmte Schmuckhersteller wie z.B. Napier oder Trifari oder Designer wie Coco Chanel oder Christian Dior, die sich der Swarovski-Kristalle bedienten. Dies sollte sich erst m Jahr 1976 ändern, als Swarovski die erste Schmucklinie unter ihrem eigenen Namen launchte. Und dies eben unter den unterschiedlichen Labels "S.A.L." in den USA und "SC" in Europa.
S.A.L. (Swarovski America Ltd.)
Diese Halskette, aber genauso die vielen anderen mutigen, glitzernden, bunten, pompösen, opulenten und qualitativ hochwertigen Stücke, die mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail in dieser wirklich ganz besonderen Mode- und Designepoche und eben auch mit Swarovski-Steinen gefertigt wurden, geben einem deutlich das Gefühl, dass es Zeit ist, die bequeme Kleidung und die flauschigen Hausschuhe abzulegen und sich endlich wieder glamourös und elegant zu geben.